Leider entspricht das aber nicht der Realität. Mit Lahmheiten einhergehende Arthrosen nach dieser Operationsmethode sind auch hierbei nicht ausgeschlossen. Da das Knie trotz TPLO ohne Gewichtsbelastung weiterhin instabil bleibt, kann es zu einer Verletzung des medialen Meniskus kommen, sowie aufgrund der veränderten Biomechanik des Kniegelenkes zu einer schmerzhaften Entzündung des Binde-/ und Sehnengewebes im Bereich des Kniescheibenbandes (Desmitis der Patellasehne).
In experimentellen Versuchen mit Hundekniegelenken verschiedener Rassen (Kleinpudel, Boxer, Vorstehhunde, Deutsche Schäferhunde, Rottweiler und Berner Sennenhunde), bei denen ich diese Operationsmethode im Klinikum Rechts der Isar in München simulierte, konnte ich bereits 1997 mittels Translationsmessungen, die die Verschiebungen des rotierten Tibiakopfes relativ zum Femur registrieren („Schubladenmessung“) feststellen, daß alleine die Rotation des Tibiakopfes keine signifikante Instabilitätsverringerung bewirkt (Korrekturosteotomie der Tibia nach Ruptur des vorderen Kreuzbandes beim Hund. (Facharani et al. 1997).
Bei der TPLO beträgt die Erfolgsrate nur zwischen 72 % und 90 % , bei einer Komplikationsrate von bis zu 28 % ( wissenschaftliche Studien von McCarthy 2006 und Boudrieau 2009). Nach Pacchiana et al. 2003 und Stauffer et al. 2006 führen im Vergleich zu der von uns durchgeführten Operationstechnik die Osteotomiemethoden, bei denen also der Knochen zersägt wird, wie z.B. die TPLO und TTA (Tibia Tuberosity Advancement) zu deutlich höheren Raten an schweren Komplikationen,
und das alles bei einem Preis von mindestens 2000,- € - pro Kniegelenk versteht sich!
Wir denken daher, daß aufgrund der möglichen Folgen, und in Anbetracht der extrem hohen Kosten dieser Operationstechnik (nicht zuletzt wegen eines US – Patentrechtes auf dem Erwerb des Instrumentariums, sowie für die Durchführung dieser Operationsmethode), sich diese Operation im Vergleich zu anderen, langfristig nicht durchsetzen wird.
Erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß es vermutlich wegen der Komplikationsraten Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet gibt, nämlich die TTA , eine Osteotomie zwecks Kranialverlagerung der Tuberositas tibiae, und die TTO (Triple Tibia Osteotomy), eine Kombination aus TPLO und TTA.
Aber auch diese Methoden sind wegen der hohen Komplikationsrate nicht zu empfehlen.
Grundsätzlich braucht man Katzen, sowie Hunde die ein Körpergewicht von maximal etwa 15 Kg haben mit einem isoliertem Kreuzbandriß, bei sonst orthopädisch unauffälligem Befund nicht zu operieren. Diese Tiere können in der Regel konservativ sehr gut behandelt werden.
Selbst bei uns Menschen, die die Kniegelenke aufgrund des aufrechten Ganges mehr belasten als Hunde, werden operative Methoden bei einem isoliertem Kreuzbandriß nicht immer eingesetzt – und falls doch, dann mit Rekonstruktion des gerissenen Kreuzbandes, häufig mit der „Healing-Response“- Technik – also keineswegs mit Zersägen eines Knochens.