
Alternative Kreuzband-OP
31. März 2022TPLO/TTA – Nein Danke!

Immer wieder werden in unserer Praxis Hunde mit Lahmheiten der Hinterextremitäten vorgestellt, v.a. im Bereich der Kniegelenke. Viele davon wurden oftmals voreilig schon bei bloßem Verdacht auf einen Riss des vorderen Kreuzbandes und ohne fundierte Diagnostik mit der „ach so angepriesenen“, extrem invasiven TPLO oder TTA operiert, in deren Rahmen ein i.d.R. gesunder Knochen zersägt wird und mittels Implantat refixiert wird.
Trotz dieser aufwendigen und sehr kostspieligen Operationsmethoden (Preise je nach Tierarzt 2000.- € und mehr, pro Kniegelenk versteht sich), kommt es leider immer wieder zu postoperativen Komplikationen, wie z.B. starker Arthrosebildung, Implantatbruch oder Implantatverbiegungen mit Achsenabweichung und Störung der Biomechanik.
Nicht nur dass man durchaus im Rahmen eines Kreuzbandrisses oftmals sehr gut auch konservativ behandeln kann (v.a. bei kleineren Hunden), es werden den Hundebesitzern i.d.R. immer nur diese Operationen vorgeschlagen, Methoden bei denen es nicht nur unserer Meinung nach primär nur ums Geldverdienen geht.
Ist gibt jedoch Alternativen zu diesen speziellen Operationsmethoden. Seit mittlerweile über 10 Jahren operieren wir gerissene Kreuzbänder nach einer minimal invasiven Operationstechnik, die vollkommen ohne Implantat und Bandersatz zur Kniegelenkskonsolidierung führt. Im Vergleich zu anderen Operationstechniken sind die Langzeitresultate unserer Technik gemäß internationalen Studien deutlich besser als bei der TPLO, sodass die Hunde in der Regel einige Monate später wieder beschwerdefrei laufen.
TPLO/TTA Risiken
Mögliche Komplikationen

TPLO

TTA
TPLO und TTA sind extrem invasive sogenannte Umstellungsosteotomien in deren Rahmen die natürliche Anatomie des Kniegelenkes aufgehoben wird, zwecks Umleitung der auf das Kniegelenk einwirkenden Kräfte. Hierbei wird der Schienbeinknochen zersägt und anschließend die Knochenteile mittels Implantat refixiert. Höhere Komplikationsraten als unsere Alternativmethode.
Bei der von US-Amerikanern entwickelte TPLO erfolgt kein Bandersatz, sondern es wird der Schienbeinknochen (Tibia) zersägt und seine mit dem Oberschenkelknochen (Femur) artikulierende Fläche derart rotiert und anschließend mittels Stahlimplantat refixiert, dass ein Kreuzband nicht mehr nötig sei.
Schon die simple Vorstellung, daß nach dem Riß eines Bandes ein in der Regel gesunder Knochen zersägt wird, dürfte eigentlich schon abschrecken. Vielleicht wäre es sogar noch nachvollziehbar, wenn es damit zu einer dauerhaften Konsolidierung des Kniegelenkes käme, ohne mögliche Komplikationen und Folgeschmerzen.
Schon die simple Vorstellung, daß nach dem Riß eines Bandes ein in der Regel gesunder Knochen zersägt wird, dürfte eigentlich schon abschrecken. Vielleicht wäre es sogar noch nachvollziehbar, wenn es damit zu einer dauerhaften Konsolidierung des Kniegelenkes käme, ohne mögliche Komplikationen und Folgeschmerzen.
Bild links: Kniegelenk vor TPLO Bild mitte: Sägelinie für die TPLO Bild rechts: Kniegelenksdeformierung im Rahmen einer TPLO, mit extremer Einkerbung an die der Oberschenkelknochen bei Bewegung stoßen könnte, mit der Gefahr einer möglichen Arthrose- und Schmerzbildung
Leider entspricht das aber nicht der Realität. Mit Lahmheiten einhergehende Arthrosen nach dieser Operationsmethode sind auch hierbei nicht ausgeschlossen. Da das Knie trotz TPLO ohne Gewichtsbelastung weiterhin instabil bleibt, kann es zu einer Verletzung des medialen Meniskus kommen, sowie aufgrund der veränderten Biomechanik des Kniegelenkes zu einer schmerzhaften Entzündung des Binde-/ und Sehnengewebes im Bereich des Kniescheibenbandes (Desmitis der Patellasehne).
In experimentellen Versuchen mit Hundekniegelenken verschiedener Rassen (Kleinpudel, Boxer, Vorstehhunde, Deutsche Schäferhunde, Rottweiler und Berner Sennenhunde), bei denen ich diese Operationsmethode im Klinikum Rechts der Isar in München simulierte, konnte ich bereits 1997 mittels Translationsmessungen, die die Verschiebungen des rotierten Tibiakopfes relativ zum Femur registrieren („Schubladenmessung“) feststellen, daß alleine die Rotation des Tibiakopfes keine signifikante Instabilitätsverringerung bewirkt (Korrekturosteotomie der Tibia nach Ruptur des vorderen Kreuzbandes beim Hund. (Facharani et al. 1997).
Bei der TPLO beträgt die Erfolgsrate nur zwischen 72 % und 90 % , bei einer Komplikationsrate von bis zu 28 % ( wissenschaftliche Studien von McCarthy 2006 und Boudrieau 2009). Nach Pacchiana et al. 2003 und Stauffer et al. 2006 führen im Vergleich zu der von uns durchgeführten Operationstechnik die Osteotomiemethoden, bei denen also der Knochen zersägt wird, wie z.B. die TPLO und TTA (Tibia Tuberosity Advancement) zu deutlich höheren Raten an schweren Komplikationen,
und das alles bei einem Preis von mindestens 2000,- € - pro Kniegelenk versteht sich!
Wir denken daher, daß aufgrund der möglichen Folgen, und in Anbetracht der extrem hohen Kosten dieser Operationstechnik (nicht zuletzt wegen eines US – Patentrechtes auf dem Erwerb des Instrumentariums, sowie für die Durchführung dieser Operationsmethode), sich diese Operation im Vergleich zu anderen, langfristig nicht durchsetzen wird. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß es vermutlich wegen der Komplikationsraten Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet gibt, nämlich die TTA , eine Osteotomie zwecks Kranialverlagerung der Tuberositas tibiae, und die TTO (Triple Tibia Osteotomy), eine Kombination aus TPLO und TTA. Aber auch diese Methoden sind wegen der hohen Komplikationsrate nicht zu empfehlen. Grundsätzlich braucht man Katzen, sowie Hunde die ein Körpergewicht von maximal etwa 15 Kg haben mit einem isoliertem Kreuzbandriß, bei sonst orthopädisch unauffälligem Befund nicht zu operieren. Diese Tiere können in der Regel konservativ sehr gut behandelt werden. Selbst bei uns Menschen, die die Kniegelenke aufgrund des aufrechten Ganges mehr belasten als Hunde, werden operative Methoden bei einem isoliertem Kreuzbandriß nicht immer eingesetzt – und falls doch, dann mit Rekonstruktion des gerissenen Kreuzbandes, häufig mit der „Healing-Response“- Technik – also keineswegs mit Zersägen eines Knochens.*Die Erfolgsrate unserer Operationstechnik liegt zwischen 84 % und 92 %, mit einer Komplikationsrate von max. 16 % (gemäß wissenschaftlicher Studien von z.B. Allgoewer im Jahre 2000, Meutstege im Jahre 2002, Conzemius im Jahre 2005).
**Bei der TPLO beträgt die Erfolgsrate nur zwischen 72 % und 90 %, bei einer Komplikationsrate von bis zu 28 % ( wissenschaftliche Studien von McCarthy 2006 und Boudrieau 2009).